Über das Buch

Der zweitjüngste Sohn einer kinderreichen katholischen Lehrerfamilie in Derry bekam schon früh die Diskriminierung der Katholiken zu spüren, die in den 60er Jahren zur Bildung einer starken Bürgerrechtsbewegung führte. Auch in den deutschen Nachrichten gab es damals immer wieder Berichte mit Bildern von Bürgerrechtsmarschierern, Polizeiknüppeln und Panzern. Doch nur wenigen deutschen Zuschauern gelang es, sich ein Bild der Zusammenhänge zu verschaffen. Viele glaubten, es handele sich um einen Glaubenskrieg zwischen Protestanten und Katholiken und wunderten sich, wie im aufgeklärten Westen so etwas möglich sein konnte.

Hier liegt nun der authentische Bericht eines ursprünglich unbeteiligten, später aber radikalisierten Zeitzeugen und Mittäters vor, der die Hintergründe aus eigenem Erleben schildert. In den langen Jahren seiner späteren Haft rechnete O'Doherty schließlich schonungslos mit sich selbst ab und wandte sich der aktiven Reue zu. Als das Buch 1989 zuerst erschien, war es sofort ein Bestseller. Dem deutschen Buchmarkt blieb es allerdings lange verborgen. Nun kann man O'Dohertys Autobiographie endlich auch bei uns erhalten und aus erster Hand erfahren, wie ein entsetzter Jugendlicher das Blutvergießen des Bloody Sunday 1972 miterlebte und welche Folgen es für ihn hatte.


Bilder von Derry

Bilder von Derry: Stadtteil Bogside / Zwei Wandgemälde / Mahnmal in der Bogside (Fotos: Mark A. Wilson, Kryptonit, Wikimedia Commons, Alan Mc)

Sonntag, 22. November 2015

Anschläge auf Fußballstadien


Im Jahre 1920, am heutigen Tag vor 95 Jahren, kamen während eines Fußballspiels zwischen Dublin und Tipperary die britischen paramilitärischen „Black and Tans“ (die wegen ihrer schwarz-braunen Uniformen so hießen) ins Croke Park-Stadion...
und schossen wild in die Menge der Zuschauer. 14 starben, 70 wurden schwer verletzt.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9e/Croke_Park_from_the_hill.jpg
Das Croke-Park-Stadion heute
Das Massaker war ein Vergeltungsanschlag für den Abend davor, als Michael Collins seine Republikanische Armee ausschickte um, um die „Cairo Gang“, ein Team von britischen Undercover-Agenten in Dublin, zu ermorden. Diese Aktion hieß später der „Bloody Sunday von Dublin“.
Der Film „Michael Collins“ zeigt auch das am nächsten Tag stattfindende Massaker in Croke Park, einem mittlerweile schon kulthaft berühmten Stadion.
Man mag irgendwie eine beklemmende historische Parallele zu den Terroranschlägen vom 13. November 2015 in Paris sehen, wo allerdings die Zuschauer und Spieler nur knapp einem Blutbad entgingen, während gleichzeitig in den benachbarten Stadtteilen mehr als 120 Menschen von Terroristen erschossen und viele schwer verletzt wurden.
Große Fußballspiele und auch andere Sportveranstaltungen wie die Olympischen Spiele wurden und werden immer wieder zu politischen, pseudopolitischen und terroristischen Zwecken missbraucht. Man kann trotz aller Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen die Menschenmengen kaum hundertprozentig schützen.
Man gedenkt der Opfer der Anschläge im Bewusstsein, dass es auch einen selbst erwischen könnte – ein gruseliger Gedanke, aber der Mensch ist bekanntlich der größte Feind des Menschen.

Eine Binsenweisheit, aber irgendwie passend: Charlie Brown, die amerikanische Cartoonfigur, sagt in einem Bild zu seinem Hund: „Wir werden alle eines Tages sterben, Snoopy.“ Worauf der kleine Hund antwortet: „Ja, das stimmt, aber an allen anderen Tagen nicht!

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