Über das Buch

Der zweitjüngste Sohn einer kinderreichen katholischen Lehrerfamilie in Derry bekam schon früh die Diskriminierung der Katholiken zu spüren, die in den 60er Jahren zur Bildung einer starken Bürgerrechtsbewegung führte. Auch in den deutschen Nachrichten gab es damals immer wieder Berichte mit Bildern von Bürgerrechtsmarschierern, Polizeiknüppeln und Panzern. Doch nur wenigen deutschen Zuschauern gelang es, sich ein Bild der Zusammenhänge zu verschaffen. Viele glaubten, es handele sich um einen Glaubenskrieg zwischen Protestanten und Katholiken und wunderten sich, wie im aufgeklärten Westen so etwas möglich sein konnte.

Hier liegt nun der authentische Bericht eines ursprünglich unbeteiligten, später aber radikalisierten Zeitzeugen und Mittäters vor, der die Hintergründe aus eigenem Erleben schildert. In den langen Jahren seiner späteren Haft rechnete O'Doherty schließlich schonungslos mit sich selbst ab und wandte sich der aktiven Reue zu. Als das Buch 1989 zuerst erschien, war es sofort ein Bestseller. Dem deutschen Buchmarkt blieb es allerdings lange verborgen. Nun kann man O'Dohertys Autobiographie endlich auch bei uns erhalten und aus erster Hand erfahren, wie ein entsetzter Jugendlicher das Blutvergießen des Bloody Sunday 1972 miterlebte und welche Folgen es für ihn hatte.


Bilder von Derry

Bilder von Derry: Stadtteil Bogside / Zwei Wandgemälde / Mahnmal in der Bogside (Fotos: Mark A. Wilson, Kryptonit, Wikimedia Commons, Alan Mc)

Mittwoch, 23. März 2016

Gedenkjahr des Osteraufstands: Die Feierlichkeiten

Hundertjahrfeiern sind immer ein Publikumsmagnet, und so ist abzusehen, dass Dublin und Irland 2016 einen Besucherrekord verzeichnen werden. Es wird vieles geboten, das sich anzuschauen lohnt, wenn man sich in diesem Jahr, und besonders an Ostern, in Irland aufhält. 

Die Tourismusindustrie lässt sich diesen profitablen Leckerbissen natürlich nicht entgehen und bietet organisierte Reisen zum hundertjährigen Gedenken an den Osteraufstand an. Auch die Theater und Museen haben landesweit ihre Angebote auf den Osteraufstand fokussiert. Man kann auch einen prägefrischen Euro-Kursmünzensatz 2016 '100 Jahre Osteraufstand' erwerben, und das ist nur die Spitze des Eisbergs der zu erwartenden Souvenirschwemme....
 

Das Hauptpostamt GPO (General Post Office) in der O'Connell Street
Am Ostersonntag, 27. 3. 2016 beginnen die Feierlichkeiten mit einer von den Verteidigungs- und Sicherheitskräften angeführten Parade, die vom Park St Stephen’s Green ausgehend die Stadtmitte durchquert, den Fluss Liffey überschreitet, und am Hauptpostamt  in der O’Connell Street einhält. Der majestätische Bau mit seiner klassizistischen Fassade wurde damals von den Rebellen gestürmt und war während der sechs Tage des Aufstands ihre Kommandozentrale.  Am Ostersonntag gibt es dort einen staatlichen Festakt. Unter dem Portikus, dem säulengetragenen Vorbau auf der Vorderseite des Gebäudes, findet eine Lesung der Proklamation von 1916 statt. Diese als Ausruf der Unabhängigkeitserklärung gemeinte Rede wurde Ostern 1916 von Padraig Pearse just an dieser Stelle stolz vorgetragen. Der Präsident Michael D. Higgins wird im Namen des irischen Volkes einen Kranz niederlegen; darauf folgt eine Schweigeminute für die Opfer des Blutvergießens.
Dann wird die Nationalflagge, die über dem Hauptpostamt weht, auf Vollmast angehoben und die Nationalhymne (Amhrán na bhFiann) gespielt. Die Parade geht dann die O‘Connell Street weiter hinauf bis zum Parnell Square, wo am Vortag eine Gedenkfeier im Garden of Remembrance stattfand.  


Dublin Castle
Es gibt einenEhrenflugeinsatz der Luftwaffe, und der Premierminister (Taoiseach) wird von seinem Podium aus den 21-Schuss-Ehrensalut abnehmen. Abends nehmen 3000 geladene Gäste des Taoiseach an einem Staatsbankett im Dublin Castle teil. 

In der Einschätzung von Historikern ist der fehlgeschlagene Aufstand nach wie vor ebenso umstritten, wie er unter den Politikern der Zeit gesehen wurde. Viele bezeichnen ihn auch heute als eine unverzeihliche, todbringende Dummheit.  Dennoch gilt das Datum natürlich als ein Meilenstein auf dem Weg Irlands zu einem veränderten Bewusstsein der eigenen nationalen Rolle und ihrer Zukunft.

Die Hundertjahrfeier selbst ist auch nicht unumstritten. In der Presse und bei verschiedenen Persönlichkeiten und Institutionen äußert sich ein gewisses Maß an Unbehagen hinsichtlich der Teilung Irlands, da das Friedensabkommen von 1998 noch keineswegs als abgeschlossene Sache der Vergangenheit gilt. Es ist noch immer fragil, mit vielen unbewältigten Schwachstellen. Und natürlich wirft sich nördlich der inneririschen Grenze die Frage auf, was denn ganz genau mit den Feierlichkeiten demonstriert werden soll. Zumindest die in Nordirland nach wie vor einflussreichen Unionisten (die auf der Zugehörigkeit zu Großbritannien bestehen) sehen das Gedenkjahr aus einem anderen Blickwinkel als die Vertreter der Republik Irland. 

Auch der Justizminister von Nordirland, David Ford, zeigt sich ablehnend. Er befürchtet, dass sich die Polizistenmörder der letzten Jahre in der Nachfolge der Rebellen von 1916 sehen und Gewalt statt Verhandlungen als gangbaren Weg verherrlichen. Deswegen hat er die Einladung des Taoiseach, am Staatsakt teilzunehmen, mit schriftlicher Begründung ausgeschlagen. Die nordirische Polizei macht sich auf weitere Terrorattacken von republikanischen Dissidenten gefasst, die der Hundertjahrfeier ihren eigenen blutigen Stempel aufdrücken wollen. 

 Rechts ein Bild aus dem Erschießungshof des Gefängnisses Kilmainham Gaol, wo die Rebellen von 1916 hingerichtet wurden. Auch hier finden Gedenkveranstaltungen statt. 


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