Über das Buch

Der zweitjüngste Sohn einer kinderreichen katholischen Lehrerfamilie in Derry bekam schon früh die Diskriminierung der Katholiken zu spüren, die in den 60er Jahren zur Bildung einer starken Bürgerrechtsbewegung führte. Auch in den deutschen Nachrichten gab es damals immer wieder Berichte mit Bildern von Bürgerrechtsmarschierern, Polizeiknüppeln und Panzern. Doch nur wenigen deutschen Zuschauern gelang es, sich ein Bild der Zusammenhänge zu verschaffen. Viele glaubten, es handele sich um einen Glaubenskrieg zwischen Protestanten und Katholiken und wunderten sich, wie im aufgeklärten Westen so etwas möglich sein konnte.

Hier liegt nun der authentische Bericht eines ursprünglich unbeteiligten, später aber radikalisierten Zeitzeugen und Mittäters vor, der die Hintergründe aus eigenem Erleben schildert. In den langen Jahren seiner späteren Haft rechnete O'Doherty schließlich schonungslos mit sich selbst ab und wandte sich der aktiven Reue zu. Als das Buch 1989 zuerst erschien, war es sofort ein Bestseller. Dem deutschen Buchmarkt blieb es allerdings lange verborgen. Nun kann man O'Dohertys Autobiographie endlich auch bei uns erhalten und aus erster Hand erfahren, wie ein entsetzter Jugendlicher das Blutvergießen des Bloody Sunday 1972 miterlebte und welche Folgen es für ihn hatte.


Bilder von Derry

Bilder von Derry: Stadtteil Bogside / Zwei Wandgemälde / Mahnmal in der Bogside (Fotos: Mark A. Wilson, Kryptonit, Wikimedia Commons, Alan Mc)

Montag, 6. Mai 2013

Kulturstadt Derry: City of Culture 2013


Derry ist  mit seinen 110.000 Einwohnern keine Großstadt, hat aber eine erstaunliche Anzahl an erfolgreichen Kulturschaffenden, darunter auch einige Nobelpreisträger hervorgebracht. Seamus Heaney, Brian Friel, Willie Doherty sind nur drei Namen, die in diesem Zusammenhang zu nennen sind. Aber auch in der jüngeren Generation blubbert es förmlich vor Kreativität, und das Jahr 2013 wird ...

 ...viele neue Gesichter und Stimmen an die Öffentlichkeit bringen. Derry kann es brauchen – der Ruf der Stadt leidet immer noch am Trauma und Schatten des Nordirlandkonflikts.
Neues Leben soll aus den Ruinen blühen! Und da gibt’s einige. Früher war Derry berühmt für seine Hemdenfabrikation. Auch in Shane O’Dohertys alter Heimatstraße Clarendon Street stand eine solche Fabrik, die Black Bear Factory. Heute produzieren nur noch drei dieser einst  so wichtigen Betriebe. Dreißig weitere sind schon lange geschlossen. Die Fabrikgebäude stehen leer oder wurden abgerissen, wie auch die Black Bear Factory - sie musste neuen Studentenunterkünften weichen. Manche anderen Fabriken jedoch hat man renoviert und umgenutzt: heute befinden sich Wohnungen und Geschäftszentren darin.  Eins dieser Gebäude, die Ebrington Factory, beherbergt heute Büros und Kleinbetriebe, ein kleines Theater und ein Restaurant, das „Rochester’s“.
Nicht weit davon, am Ebrington Square, findet ein wesentlicher Teil des Sommers der Kultur 2013 statt, wie das große Konzert des Radiosenders BBC One im Juni. Es ist kostenlos, und alle Plätze dafür sind bereits vergeben. Im August 2013 folgt dann ein dreitägiges Musik- und Tanzshow-Festival, mit einem traditionelles „Tattoo“ mit Teilnehmern aus aller Welt.
Am Ebrington Square liegen auch die Ebrington Barracks der britischen Armee, in denen während des Nordirlandkonflikts mißliebige Bürger ohne vorherige Gerichtsverhandlung interniert werden konnten. (Auch in O’Dohertys Buch ist davon die Rede.) Die Gebäude mit dem charakteristischen Uhrturm am Eingang wurden 2004 stillgelegt. Nun sind sie öffentlich zugänglich, mit Stadtblick über den Foyle River und die neue Peace Bridge (Friedensbrücke) hinweg auf das Nordufer mit der Eugeniuskathedrale.
Frisch renoviert werden die Ebrington Barracks im Mai das Derry Jazz Festival mit seinen internationalen Musikern behergen. Parallel dazu wird auf dem Gelände der Barracks ein großes Antik- und Trödelfest veranstaltet.
Im Oktober werden die Ebrington Barracks dann Schauplatz der  Verleihung eines hochangesehenen Kunstpreises (Turner Prize) sein.
Falls jemand dorthin fährt – teilen Sie ihre Fotos mit den Lesern dieses Blogs!
Ich selber werde im August eine Stippvisite dort einlegen und dann berichten. Freue mich schon auf diese interessante Stadt...


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