Hundertjahrfeiern sind
immer ein Publikumsmagnet, und so ist abzusehen, dass Dublin und Irland 2016
einen Besucherrekord verzeichnen werden. Es wird vieles geboten, das sich
anzuschauen lohnt, wenn man sich in diesem Jahr, und besonders an Ostern, in
Irland aufhält.
Die Tourismusindustrie lässt
sich diesen profitablen Leckerbissen natürlich nicht entgehen und bietet
organisierte Reisen zum hundertjährigen Gedenken an den Osteraufstand an. Auch
die Theater und Museen haben landesweit ihre Angebote auf den Osteraufstand
fokussiert. Man kann auch einen prägefrischen Euro-Kursmünzensatz
2016 '100 Jahre Osteraufstand' erwerben, und das ist nur die Spitze des
Eisbergs der zu erwartenden Souvenirschwemme....
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Das Hauptpostamt GPO (General Post Office) in der O'Connell Street |
Am
Ostersonntag, 27. 3. 2016 beginnen die Feierlichkeiten mit einer von den
Verteidigungs- und Sicherheitskräften angeführten Parade, die vom Park St
Stephen’s Green ausgehend die Stadtmitte durchquert, den Fluss Liffey
überschreitet, und am Hauptpostamt in
der O’Connell Street einhält. Der majestätische Bau mit seiner klassizistischen Fassade wurde damals von den Rebellen gestürmt und war während der sechs Tage des Aufstands ihre
Kommandozentrale. Am Ostersonntag gibt
es dort einen staatlichen Festakt. Unter dem Portikus, dem säulengetragenen
Vorbau auf der Vorderseite des Gebäudes, findet eine Lesung der Proklamation
von 1916 statt. Diese als Ausruf der Unabhängigkeitserklärung gemeinte Rede
wurde Ostern 1916 von Padraig Pearse just an dieser Stelle stolz vorgetragen. Der Präsident Michael D.
Higgins wird im Namen des irischen Volkes einen Kranz niederlegen; darauf folgt
eine Schweigeminute für die Opfer des Blutvergießens.
Dann wird die
Nationalflagge, die über dem Hauptpostamt weht, auf Vollmast
angehoben und die Nationalhymne (Amhrán
na bhFiann) gespielt. Die Parade geht dann die O‘Connell Street weiter hinauf bis zum Parnell
Square, wo am Vortag eine Gedenkfeier im Garden of Remembrance stattfand.
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Dublin Castle |
Es gibt einenEhrenflugeinsatz der Luftwaffe, und der Premierminister (Taoiseach) wird von seinem Podium aus den 21-Schuss-Ehrensalut abnehmen. Abends nehmen 3000 geladene Gäste des
Taoiseach an einem Staatsbankett im Dublin Castle teil.
In der Einschätzung von Historikern ist der fehlgeschlagene Aufstand nach wie vor ebenso
umstritten, wie er unter den Politikern der Zeit gesehen wurde. Viele
bezeichnen ihn auch heute als eine unverzeihliche, todbringende Dummheit. Dennoch gilt das Datum natürlich als ein
Meilenstein auf dem Weg Irlands zu einem veränderten Bewusstsein der eigenen
nationalen Rolle und ihrer Zukunft.
Die Hundertjahrfeier
selbst ist auch nicht unumstritten. In der Presse und bei verschiedenen
Persönlichkeiten und Institutionen äußert sich ein gewisses Maß an Unbehagen
hinsichtlich der Teilung Irlands, da das Friedensabkommen von 1998 noch
keineswegs als abgeschlossene Sache der Vergangenheit gilt. Es ist noch immer
fragil, mit vielen unbewältigten Schwachstellen. Und natürlich wirft sich
nördlich der inneririschen Grenze die Frage auf, was denn ganz genau mit den
Feierlichkeiten demonstriert werden soll. Zumindest die in Nordirland nach wie
vor einflussreichen Unionisten (die auf der Zugehörigkeit zu Großbritannien
bestehen) sehen das Gedenkjahr aus einem anderen Blickwinkel als die Vertreter
der Republik Irland.
Auch der Justizminister von Nordirland, David Ford, zeigt
sich ablehnend. Er befürchtet, dass sich die Polizistenmörder der letzten Jahre
in der Nachfolge der Rebellen von 1916 sehen und Gewalt statt Verhandlungen als
gangbaren Weg verherrlichen. Deswegen hat er die Einladung des Taoiseach, am
Staatsakt teilzunehmen, mit schriftlicher Begründung ausgeschlagen. Die nordirische
Polizei macht sich auf weitere Terrorattacken von republikanischen Dissidenten
gefasst, die der Hundertjahrfeier ihren eigenen blutigen Stempel aufdrücken wollen.
Rechts ein Bild aus dem Erschießungshof des Gefängnisses Kilmainham Gaol, wo die Rebellen von 1916 hingerichtet wurden. Auch hier finden Gedenkveranstaltungen statt.
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