Über das Buch

Der zweitjüngste Sohn einer kinderreichen katholischen Lehrerfamilie in Derry bekam schon früh die Diskriminierung der Katholiken zu spüren, die in den 60er Jahren zur Bildung einer starken Bürgerrechtsbewegung führte. Auch in den deutschen Nachrichten gab es damals immer wieder Berichte mit Bildern von Bürgerrechtsmarschierern, Polizeiknüppeln und Panzern. Doch nur wenigen deutschen Zuschauern gelang es, sich ein Bild der Zusammenhänge zu verschaffen. Viele glaubten, es handele sich um einen Glaubenskrieg zwischen Protestanten und Katholiken und wunderten sich, wie im aufgeklärten Westen so etwas möglich sein konnte.

Hier liegt nun der authentische Bericht eines ursprünglich unbeteiligten, später aber radikalisierten Zeitzeugen und Mittäters vor, der die Hintergründe aus eigenem Erleben schildert. In den langen Jahren seiner späteren Haft rechnete O'Doherty schließlich schonungslos mit sich selbst ab und wandte sich der aktiven Reue zu. Als das Buch 1989 zuerst erschien, war es sofort ein Bestseller. Dem deutschen Buchmarkt blieb es allerdings lange verborgen. Nun kann man O'Dohertys Autobiographie endlich auch bei uns erhalten und aus erster Hand erfahren, wie ein entsetzter Jugendlicher das Blutvergießen des Bloody Sunday 1972 miterlebte und welche Folgen es für ihn hatte.


Bilder von Derry

Bilder von Derry: Stadtteil Bogside / Zwei Wandgemälde / Mahnmal in der Bogside (Fotos: Mark A. Wilson, Kryptonit, Wikimedia Commons, Alan Mc)

Sonntag, 7. April 2013

BBC-Fernsehdokumentation


Der Journalist Peter Taylor drehte für die BBC eine dreiteilige Dokumentation unter dem Titel „Families At War“.  Die erste Folge, „The Volunteer“,  befasst sich mit dem Fall O’Doherty. Sie gewann die Royal Television Society Journalism Awards 1989 und einen Prix Europa Sonderpreis des Europarats und der Europäischen Kulturstiftung.

'Families at War: The Volunteer' Ursprüngliches Sendedatum: 7. 8. 1989
Der Film porträtiert die Familie O’Doherty von Shanes Kindheit bis in das letzte Jahr seiner Haft. Er enthält viel Archivfilmmaterial von Bombenanschlägen, sowie Interviews mit seinen Brüdern Muredach, Bernard, Bob,  Eamon und Fergal, die alle Nordirland verließen, da die IRA als Vergeltungsakt nach Shanes Verhaftung ...
 ...  einen RUC-Polizisten erschoss und Shanes Brüder anschließend mit Racheakten rechnen mussten. Nur seine Mutter und die Schwestern blieben zurück. Seine Familie erfuhr erst in der Gerichtsverhandlung, welche Terrorakte ihm zu Lasten gelegt wurden. Alle zeigten sich schockiert und distanzierten sich von seiner Einstellung zur Gewalt. Für seine Mutter, die ihn in den verschiedenen englischen Gefängnissen immer wieder besuchte, war es jedesmal eine mehrere hundert Meilen lange Anreise, bis er nach vielen Jahren endlich nach Nordirland ins Gefängnis Maghaberry verlegt wurde. Im Film kommen auch die Opfer seiner Bomben kommen in Interviews zu Wort.
O’Doherty selbst wird in seiner Gefängniszelle in Maghaberry, Nordirland, interviewt. Dabei stellt er sich all den unbequemen Fragen, die ihn in der Isolation der Haft zu seinem radikalen Sinneswandel gebracht hatten.
(Vom British Film Institute online katalogisiert, aber leider ohne weitere Einzelheiten dazu: (http://ftvdb.bfi.org.uk/sift/title/428556)    Auch unter BBC News   DVD Nr D01260)

Shane sagt (Zitat vom Ende des Films, April 1989) in einem Resümee über die Auswirkungen des IRA-Terrors:

Ich kam zu dem Schluss, dass das Töten von Menschen keine Gerechtigkeit herstellt... Wir wurden selbst Teil des Problems. Eines unserer Ziele war zum Beispiel, die Grenze zu beseitigen... aber wir haben die Grenzlinie, die um die sechs Grafschaften (von Nordirland) herum verlief, verlängert und mitten durch die sechs Grafschaften hindurchgeführt,  durch Straßen und Wohnsiedlungen...  Wir haben hundert Grenzen gezogen, wo vorher nie welche gewesen waren… Man muss sich nur den heutigen Zustand von Nordirland ansehen, um zu erkennen, dass die Früchte von zwanzig Jahren Terror genau die Ideale, denen wir dienen wollten,  immer weiter in die Ferne gerückt haben, und das noch für sehr lange Zeit.“

Wie zutreffend sich dies heute noch anhört - selbst 15 Jahre nach dem Karfreitagsabkommen von 1998. Zwar haben die IRA und ihre Gegner UVF und Red Hand ihre Waffen aufgegeben. Doch ihre Splittergruppen, die sich als autonom betrachteten, haben sich wiederbewaffnet und führen Terroranschläge aus. Auch um die provozierenden Oraniermärsche gibt es immer wieder Tumulte...  (Mehr darüber zu einem späteren Zeitpunkt.) 

Update: Families At War: The Volunteer" gibt es mittlerweile auf Youtube zu sehen. Allerdings nur in englischer Sprache. 



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